Dienstag, 7. August 2012

Les Misérables, London, 18. Juli 2012

Credit: screenrant.com/Mackintosh
Les Misérables ist eines der Stücke, die ich nun schon seit einiger Zeit sehen wollte und als dann klar war, dass es kurz vor den Olympischen Spielen wegen der drohenden Schließung von Ghost nochmal eben spontan nach London geht, stand es ganz oben auf meiner Liste und so war es die erste Show von insgesamt vier, die ich den beiden Tagen besucht habe. Mit £45 war die Karte die mit Abstand teuerste, mir angesichts des nahezu perfekten Platzes in Reihe 7 Mitte das Geld aber definitiv wert. Als ich den Saal betrat war ich nach gut zweijähriger London-Abstinenz erst mal wieder begeistert über die Schönheit des Theaters – im Vergleich dazu sind die meisten Häuser hier in Deutschland ein schlechter Witz! Doch nicht nur mein Platz war super, sondern auch mein Sitznachbar: 16 Jahre, aus Schottland und ebenfalls auf Musicalreise, worüber wir uns dann auch erst mal ordentlich austauschten.

Credit: princetoninfo.com/Mackintosh
 Da mir die Musik von Les Misérables in letzter Zeit wirklich ans Herz gewachsen war, stellte sich bereits bei den ersten Tönen des Orchesters die obligatorische Gänsehaut ein, entgegen aller Erwartungen war ich aber – im Gegensatz zu Scott aus Schottland neben mir – nicht sonderlich begeistert und es dauerte einige Zeit, bis ich in das Stück hineinfand und meine wohl utopischen Erwartungen mit dem Geschehen auf der Bühne vereinbaren konnte. Ehrlichgesagt war ich – vor allem am Anfang – schlicht von mehr Bühnenbild ausgegangen, was sich jedoch im Verlauf des Nachmittags als nicht nötig erwies, da das Stück auch so zu wirken weiß. Sehr gefallen hat mir die Szene der Barrikadenkämpfe, auch von der Ausstattung her, und natürlich musste ich bei den ganzen Toten mal wieder das ein oder andere Tränchen verdrücken.
Chris Holland konnte als Jean Valjean (u/s) nicht von Beginn an überzeugen, was aber wohl weniger an ihm, als viel mehr daran lag, dass ich die 25th Anniversary Aufnahme bis zum erbrechen gehört habe und sie wirklich liebe. Als ich es dann aber mal geschafft hatte, mich auf ihn und seine Darstellung einzulassen, gefiel er mir echt gut. Seine Stimme ist angenehm und stark genug, um ohne Probleme mit den Liedern klarzukommen; das Schauspiel ist intensiv und haucht der Rolle das nötige Leben ein.
Ihm gegenüber stand Tam Mutu (Javert), der ebenfalls eindrucksvolle zeigte, wieso er es verdient hat, dort auf der Bühne zu stehen und wie gut er das tut. Besonders bei Javert’s Suicide stand mir des Öfteren der Mund offen, angesichts dessen, was er aus der Szene emotional so alles rausholt – großes Kompliment! Außerdem finde ich auch optisch einfach unglaublich passend, wieso kann ich selbst nicht genau sagen.
Credit: fanpop.com/Mackintosh
Weniger überzeugen konnte mich hingegen leider Sierra Boggess als Fantine. Sie hat natürlich keine schlechte Stimme, ganz im Gegenteil, aber meiner Meinung nach passt sie eben nicht richtig zur Rolle. An den tiefen Stellen, die nun mal vorhanden sind, musste sie wirklich kämpfen (was auch nicht unbedingt schön anzusehen war, sondern eher einem mittelschweren Exorzismus glich). Größtenteils war es mir zu klassisch, zu viel Vibrato, kurz: zu viel Phantom! Auch ihr Schauspiel empfand ich oft als ‚unschön‘, vor allem die Sterbeszene habe ich ihr überhaupt nicht abgekauft. Schade eigentlich, denn nach all dem Positiven, das ich über sie im Bezug auf andere Rollen beziehungsweise generell gehört hatte, war ich auf sie besonders gespannt und sehr erfreut, ihren Namen auf der Besetzungsliste zu lesen.
Marius (Craig Mather) und Cosette (Samantha Dorsey) waren… gut, aber ich kann den Rollen an sich leider nicht sonderlich viel abgewinnen, weshalb ich auch nicht allzu viel dazu zu sagen habe.
Wunderbar fand ich Liam Tamne als Enjolras, der nicht nur eine wirklich tolle Stimme, sondern auch noch das schauspielerische Talent hat, die Entschlossenheit und den Kampfeswillen seiner Rolle rüberzubringen – also ich wäre sofort mit ihm auf die Barrikaden gegangen… ;)
Obwohl ich On My Own als Song gar nicht mal so mag (I Dreamed A Dream ist mir da 1000 Mal lieber), hat er mir, gesungen von Danielle Hope (Eponine), erstaunlich gut gefallen und auch sonst war ich voll auf ihrer Seite – sie hätte viel besser zu Marius gepasst!
Ähnlich ging es mir mit den Thénadiers (Cameron Blakely und Nicky Swift (u/s)). Auf der CD drück ich während deren Liedern immer schnell auf ‚Weiter‘, doch mit den beiden live auf der Bühne hatte ich meine helle Freude an den Stücken.
Insgesamt hatte ich einen tollen Nachmittag, doch dafür, dass ich mich so lange darauf gefreut hatte, es zu sehen, hat es mich nicht ganz so begeistert wie erwartet. Da ich dieses Phänomen schon bei Rebecca in Stuttgart erlebt habe, werde ich mir das Stück bei meinem nächsten Londontrip im Oktober auf jeden Fall nochmal ansehen – mit erfüllbarer Erwartungshaltung.

Dienstag, 10. Juli 2012

Marie Antoinette, Tecklenburg, 6. Juli 2012

Credit: Freilichtbühne Tecklenburg
Roberta Valentini; das fasst den Abend eigentlich ziemlich gut zusammen. 
Für diejenigen, die jetzt verwirrt die Besetzung ergooglen und sich fragen, was zur Hölle ich geraucht habe, dass ich die gute Frau Valentini mit Anna Thorén verwechsle, hier eine kleine Erklärung: Da Anna leider kurzfristig krank geworden war, haben sie mal eben Roberta als Ersatz organisiert. Klingt erst noch relativ normal, doch Roberta hat lediglich den Gesangspart übernommen – aus dem Orchestergraben. Denn die tapfere Anna stand trotz Erkältung in der Rolle der Marie Antoinette auf der Bühne und hat somit praktisch ‚Live-Playback‘ gesungen. Ich persönlich hatte mich ehrlich gesagt auf eine Totalkatastrophe eingestellt, im Endeffekt hat die ganze Sache aber erstaunlich gut geklappt und, obwohl es am Anfang wirklich ein bisschen komisch war (vor allem der Bruch zwischen Akzent/kein Akzent), ist es hinterher gar nicht mehr so arg aufgefallen.
Von meinem Platz aus konnte ich Roberta unten im Graben auch sehen, was mich teilweise enorm vom eigentlichen Stück abgelenkt hat, denn sie war echt mit Herz und Seele dabei und musste an einigen Stellen sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken. Anna hat auf der Bühne ebenso ihr bestes gegeben und man konnte ihr ehrlichgesagt so gut wie keine Sekunde anmerken, dass sie eigentlich krank war – Respekt!
Credit: Heiner Schäffer
Dieser spontane Tausch war jedoch nicht die einzige Besetzungsänderung am Abend – 5 Minuten vor Showbeginn fiel mir siedend heiß ein, dass Premiere von Die Päpstin ist und Sabrina Weckerlin dementsprechend wohl eher nicht da sein würde. So war es dann auch und stattdessen stand Marion Furtner als Margrid Arnaud auf der Bühne. Da ich Marie Antoinette an dem Abend zum ersten Mal gesehen habe, kann ich keinen wirklichen Vergleich zu Sabrina ziehen, aber ich kenne natürlich ihre Stimme und muss sagen, dass ich bei Marion stellenweise die unglaubliche Kraft von Sabrina vermisst habe. Außerdem fand ich sie irgendwie… zu niedlich. Für mich muss die Rolle vom ersten Eindruck her einfach ein bisschen stärker und durchsetzungsfähiger sein; vielleicht zeigt das ja Sabrina. Insgesamt war Marion aber auf keinen Fall schlecht.
Mein persönliches Highlight schlechthin war definitiv und unangefochten Wietske van Tongeren, die mit einer wunderbar klaren, warmen Stimme und tollem (dezentem!) Schauspiel in der Rolle der Nonne Agnés Duchamps auf ganzer Linie überzeugt. Sogar in der Kluft sieht sie unfassbar hübsch (und neuerdings viel dünner als vorher) aus und könnte meiner Meinung nach durchaus noch ein paar mehr Auftritte im Stück vertragen. Besonders berührt hat sie mich am Ende: Direkt vor mir stehend, konnte ich genau beobachten, wie sie ganz langsam zu weinen begonnen hat – da habe ich dann aus Solidarität gleich mal mitgemacht.
Weniger überzeugen konnte hingegen Yngve Gasoy-Rømdal als Guiseppe Balsamo/Cagliostro. Oft konnte man ihn nur schlecht verstehen und auch seine Stimme hat mir diesmal nicht so unbedingt gefallen.
Credit: Freilichtbühne Tecklenburg
Patrick Stanke (Graf Axel von Fersen) konnte sein volles Potenzial nicht ganz ausschöpfen, was jedoch weniger an ihm als vielmehr an der Rolle an sich liegt. Er hat jedoch so viel herausgeholt wie möglich und wie immer mit einer grandiosen Stimme brilliert.
Die positive Überraschung des Abends war wohl Frank Winkels als Louis XVI., der super schön und sehr angenehm singt. Vorher kannte ich ihn wirklich überhaupt nicht, aber seine Performance hat mich wirklich begeistert, auch wenn die Rolle an sich vielleicht nicht unbedingt die tollste ist.
Nicht nur als Darsteller (Herzog von Orléans), sondern auch als Regisseur hat Marc Clear auch in diesem Jahr mal wieder ganze Arbeit geleistet. Man merkt eben, dass er das Stück schon gespielt hat und deshalb weiß, was verbessert/verändert werden musste.
Credit: Freilichtbühne Tecklenburg
Was mich in Tecklenburg schon bei 3 Musketiere 2010 (Gott, das ist auch schon wieder 2 Jahre her…!) begeistert hat, ist das riesige Ensemble – zusammen mit der recht großen Bühne wirkt das sehr imposant. Und obwohl das Bühnenbild ja vom Prinzip her jedes Jahr so ziemlich das gleiche ist, gefällt es mir dieses Jahr (bis auf die abscheulichen roten Samtvorhänge) besonders gut und auch die Kostüme sind wirklich gut gelungen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich das Musical in Tecklenburg anzusehen, denn auch, wenn ich das Stück definitiv für das schwächste von Kunze/Levay halte, ist diese Inszenierung überaus gelungen und macht jetzt schon gespannt, ob Hairspray, das ich mir noch nicht so recht auf der Freilichtbühne vorstellen kann, auch so gut gelingt.

Sonntag, 6. Mai 2012

Kurzbewertung: Hair, Hamm, 4. Mai 2012


Da ich es bei den ganzen Shows, die ich mir anschaue, nicht immer schaffe, einen ausführlichen Bericht zu schreiben, gibt es jetzt einen neuen Bereich: Kurzbewertungen.
4 Kategorien - Stück, Darsteller, Musik, Ausstattung - bewertet mit bis zu je 5 Sternen, die daraus resultierende Gesamtwertung und gegebenenfalls noch eine Bemerkung, um einen kurzen Überblick über die gesehene Show zu geben.

Hair, Hamm, 4. Mai 2012

Stück
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Darsteller
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Musik
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Ausstattung
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Gesamt
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  Bemerkung: Bei der Aufführung handelte es sich um eine Gastaufführung des Landestheaters Detmold, ich kannte das Stück vorher überhaupt nicht, aber da es gerade in meiner Nähe war, dachte ich, ich gehe mal hin. Das Stück ist nicht wirklich was für mich, ich hatte aber einen schönen Abend, auch, wenn es an manchen Stellen übersteuert war und man den Gesangstext nicht verstanden hat (interessant auch die Mischung aus deutschem und englischem Text). Das Bühnenbild war für ein Stadttheater-Gastspiel ordentlich, wenn auch nicht atemberaubend.

Kommentar: 'War Horse' 2013 in Berlin

Jedes Kind weiß, dass Vampire unsterblich sind. Doch nun schafft es ausgerechnet ein Pferd, sie aus dem Theater des Westens zu vertreiben. 

Das ziemlich unbekannte und zugegeben recht ‚schwere‘ Stück War Horse wird 2013 Tanz der Vampire in Berlin ablösen und die Empörung ist riesig. Wie kann Stage Entertainment es bloß wagen, etwas auf die Bühne zu bringen, was niemand kennt? Etwas, das eher auf die Bezeichnung ‚Sprechtheater‘ passt?! Wo es sonst heißt „Wir wollen etwas Neues!“, heißt es nun plötzlich „Wir wollen diese und jene Show zurück!“. Irgendwer hat also immer was zu meckern. Dabei weiß kaum jemand, was für ein phänomenaler Erfolg dieses Stück in London und am Broadway ist. 

Natürlich, nach einem Musical, das gute 12 Jahre in Deutschland unterwegs war und eine (schon fast zu) treue Fanbase hat, ist der Bruch groß, aber ohne je was von War Horse gehört oder gesehen zu haben pauschal zu sagen, dass es schlecht sei, kein Musical und die deutsche Musicallandschaft in den Ruin reißen werde, geht definitiv zu weit. Natürlich, Stage Entertainment geht ein großes Risiko ein, denn gerade von ihnen ist man sonst eher aufgewärmte Suppe gewöhnt, und es bleibt zu hoffen, dass sich das auszahlt und sie in Zukunft mutiger werden, was das angeht. Next to Normal, Shrek, Matilda – Stücke, die neu sind, anders, kurz: die Zukunft, die dieses Genre hat. In Holland wird dieser Schritt schon eher gemacht. Sieht man sich den aktuellen und den Spielplan des nächstes Jahres an – Ghost, Shrek, Next to Normal – geht (zumindest mir) das Herz auf. Doch was die öffentlich kundgetane, ja schon fast rausgeschriene, Meinungen einiger Fans angeht, da kommt mir ein wunderbarer Spruch in den Sinn:

Wenn man keine Ahnung hat einfach mal die Fresse halten! 

Ich persönlich hätte mir ein anderes Stück gewünscht, das gebe ich ganz offen zu (zumal ich hiermit überhaupt nicht gerechnet habe, da ich es bis dato überhaupt nicht kannte), finde ich die Geste an sich gut. Es geht aufwärts, obwohl es ja noch nicht mal unbedingt immer ein ganz neues Stück in den großen Theatern sein muss, sondern einfach mal etwas anderes. Es gibt genügend ältere Stücke, die (in Deutschland) lange nicht mehr oder überhaupt noch nicht von der Stage aufgeführt wurden: Sunset Boulevard, Miss Saigon, Chicago. Der Mut, War Horse auf die Bühne zu bringen, und dann auch noch auf einem so schwierigen Pflaster wie Berlin, ist bewundernswert und hoffentlich ein Blick in die zukünftige Stückepolitik von Stage Entertainment.

Mittwoch, 25. April 2012

Dirty Dancing, Oberhausen, 19. April 2012


Zu Anfang ein kleines Quiz: Was haben Holland, ein Brett und Dirty Dancing gemeinsam? Richtig, alle drei sind ziemlich flach! Und davon durfte ich mich nun ‚endlich‘ auch persönlich überzeugen.
Alle, die jetzt glauben, ich hätte tatsächlich Geld für diesen Schund ausgegeben, kann ich beruhigen: Mir flatterte zwecks „Qualitätssicherung“ (wobei ich mir denke, was man nicht hat, kann man nicht sichern) eines schönen Tages eine Freikarte ins Haus, was ich dann – obwohl ich so meinen, im Nachhinein leicht ironisch anmutenden, Vorsatz, mir die Show noch nicht mal gratis anzutun, über Bord werfen musste – doch nutzen wollte; wenn ich der Stage schon sonst immer mein Geld in den Rachen schmeiße…

Credit: Stage Entertainment
Für die ganz Neugierigen kann ich eines schon mal vorwegnehmen: Dirty Dancing hat mir – surprise, surprise – nicht wirklich gefallen. Könnte vielleicht zum Teil auch daran liegen, dass schon meine Grundeinstellung im Voraus nicht sehr positiv war. Als ich dann vor dem Theater stand, kamen mir kurz die Kotzebröckelchen hoch: Dunkelrote Fassade und assipinkes Plakat, eine nicht gerade gelungene Kombination. Der nächste Schlag traf mich im Saal. Da, wo vor nicht mal einem Jahr noch exotische Weinranken die Wände geziert hatten, war jetzt alles grau verkleidet, ich kam mir vor, wie in einem Bunker; nicht gerade ein Stimmungsaufheller. Umso enthusiastischer war dafür das Publikum um mich herum, bestehend aus vornehmlich mittelalten Damengrüppchen und verliebten Pärchen – juhu. Nicht.
Da ich de „Kultfilm“ nie gesehen habe, kann ich nicht genau sagen, was von der Handlung zum Original gehört und was für die Bühnenversion dazugeschrieben wurde, insgesamt ist die Story aber recht anspruchslos und ziemlich vorhersehbar, wenn auch für mich persönlich die Liebesgeschichte keinen rechten Sinn ergeben hat. Es herrschte keinerlei Chemie zwischen Baby und Johnny; er war weder sexy, noch ein Typ, in den man sich auch nur auf irgendeine Weise verlieben würde. So wirkte das erste Mal der beiden zusammenhanglos und maßlos ‚over the top‘. Der zwanghafte Versuch, alles aus dem Film mit auf die Bühne zu bringen (dass viele Sachen (natürlich) aus dem Original kamen, konnte ich aus den Reaktionen des Publikums erahnen) ist definitv gescheitert, denn das stört den Fluss der Handlung wirklich enorm. Die schnellen, vielen Szenenwechsel machen es schwer, sich in das Stück einzufinden, was durch die Musik noch verschlimmert wird, denn eben diese bringt die Handlung nicht vorwärts, sondern unterbricht sie immer wieder. Außerdem gibt es einfach zu viele relativ unwichtige Handlungsstränge und Charaktere, die Verwirrung stiften und nicht unbedingt zusammenpassen. Es scheint, als seien die Fäden von der Regie nicht ausreichend verknüpft worden, vieles bleibt nur angestoßen und nicht bis zu Ende durchdacht. Auch die Darsteller wirken streckenweise schlicht alleingelassen und wissen entweder nicht, was sie tun sollen, oder wieso sie das tun, was sie tun, weshalb sich die schauspielerische Leistung zum Teil erschreckenderweise beinahe auf ‚Mitten im Leben‘-Niveau bewegte.
Zwar sah die Show vom Bühnenbild und den Tanzeinlagen her nicht unbedingt billig aus, aber die ansehnliche Ausstattung kann das lack der platten Storyline auf keinen Fall ausgleichen. Dazu waren auch die Animationen auf der LED-Wand größtenteils schlecht, so zum Beispiel bei der ersten Liebesnacht der Hauptcharaktere. Den Versuch, mit dem Kampf für die Rechte der Schwarzen, ein bisschen Tiefgründigkeit ins Stück zu bringen, erachte ich ebenfalls als gescheitert. Die Qualität der Gesangseinlagen war überraschend gut. Zwar war der Text selten verständlich, da die Musik die Sänger um Längen übertönt hat und der Akzent teilweise extrem war (so war ich mir zum Beispiel am Anfang nicht sicher, ob es Deutsch oder Englisch war), doch insgesamt besser als erwartet.

Credit: Stage Entertainment
Jenny Bach als Baby war okay, aber nicht unbedingt herausragend, was aber wohl eher an der eindimensionalen Rolle an sich liegt, als an ihr. Ich würde gerne mal sehen, wie sie sich in einer ‚richtigen‘ Musicalrolle schlägt. Johnny, gespielt von Dániel Rákasz, wirkte auf mich in keinster Weise anziehend oder irgendwie sexy. Er ist ein guter Tänzer, aber das war’s dann wohl auch schon. Am besten gefallen hat mir überraschenderweise Marie-Luisa Kaster (Penny Johnson), die, trotz Schauspieltalent eines Backfisches, eine tolle Ausstrahlung auf der Bühne hatte und abgesehen davon, dass sie eine fantastische Tänzerin ist, auch noch wunderhübsch aussieht. Katja Hentschel und Steffen Laube als Elternpaar Houseman agierten rollendeckend, wobei ich ehrlich überrascht war, dass Laube so gut singen kann. Johanna Spantzel strahlt auf der Bühne und ist wirklich toll, ihre Rolle bleibt aber unklar: Ist sie jung, unbeholfen und deshalb (unfreiwillig) komisch oder eine männerverschlingende Sexbombe? Auch der Rest der Cast, unter anderem Matthias Zeeb (Robbie Gould), Rune Høck Møller (Billy Kostecki), Fritz Hille (Max Kellerman), Damian Czarnecki (Neil Kellerman), Josephine Müller (Vivian Pressman), Mike Ho-Sam-Sooi (Tito Suarez) und Giso Weißbach (Mr. Schumacher), agierten rollendeckend und zeigten eine solide Leistung.
Insgesamt kann ich nicht sagen, dass mich die Show enttäuscht hat, ich habe ja immerhin nichts sonderlich Positives erwartet und genau das habe ich bekommen. Sollte ich also zufrieden sein?! Zwar hat mir die flache Handlung immer noch besser gefallen, als die Nicht-vorhanden-Handlung bei Cats, aber obwohl ich normalerweise ein sehr emotionaler Mensch bin und es schaffe, bei jeder Gelegenheit zu heulen wie ein Baby, war ich hier überhaupt nicht berührt. Bleibt nur zu hoffen, dass ‚Ich war noch niemals in New York‘ als Nachfolger in Oberhausen einen besseren Eindruck hinterlässt und dem Theater nicht das gleiche Schicksal droht, wie dem Colosseum in Essen.

Samstag, 7. April 2012

Wicked, Scheveningen, 31. März 2012

Credit: Stage Entertainment
Perfekt. Anders kann man das, was ich gesehen habe wohl nicht beschreiben. Nach mehr als 20 Vorstellungen, die ich von dem Stück bereits in verschiedenen Produktionen gesehen habe, hat mich diese wohl mit Abstand am meisten begeistert, denn es hat einfach alles gestimmt: Die Besetzung, das Orchester, das Theater und nicht zuletzt der Sitzplatz. Reihe 6 Mitte, 69€, gekauft eineinhalb Stunden vor der Show, geniale Sicht auf die Bühne, der perfekte Überblick. Nach fünfmonatigem ‚Verzicht‘ bekam ich schon bei der Ouvertüre eine kleine Gänsehaut, denn erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich die Show eigentlich vermisst hatte.
Chantal Janzen ist ohne Frage der Star der Produktion und als ‚Holland’s Darling‘ wohl prädestiniert für die Rolle der Glinda, die sie scheinbar mühelos füllt. Zwar wirken die Anfangstöne (noch) minimal unsicher und bei mir schwingt immer ein wenig die Angst mit, dass ihr gleich die Stimme versagt, doch sie schafft es mit Anmut und danach geht es sehr schnell sehr steil bergauf. Sie holt so unglaublich viele komische Momente aus dieser Rolle heraus, wie es mir vorher nie möglich erschien, und auch wenn sie manchmal schon leicht an der ‚too much‘-Grenze schrammt, so überwiegt doch der Spaß, den sie mit ihrer Darstellung auslöst. Wunderbar ignorant, selbstverliebt und stellenweise ein bisschen ‚socially awkward‘ (wenn sie zum Beispiel am Anfang von ‚Tanz durch die Welt‘ versucht, Fiyeros Hand zu greifen, wenn er nicht schaut – lauter so kleine Gesten) ist sie eine Glinda, wie ich sie mir immer gewünscht habe, denn bei all der Witzigkeit schafft sie trotzdem glaubhaft die Wandlung, die die Rolle durchmacht; die Erste, bei der ich das wirklich so schön erkennen konnte.

Credit: Roy Beusker

Ihr gegenüber stand Renée van Wegberg als Elphaba. Schon allein ihre äußere Erscheinung passt zu der Rolle, wie Rosa zu Grün: groß, dünn, schon fast schlaksig, hübsch auf eine dezente Art und Weise, im ersten Moment vielleicht ein wenig unscheinbar und sogar die Hautfarbe steht ihr super. Die Lieder passen wunderbar zu ihrer Stimme und die eine oder andere Unsicherheit sei ihr verziehen, denn so viele Shows hat sie ja auch noch nicht unbedingt gespielt – dafür war die Interpretation wirklich sehr ausgereift. Jede Sekunde habe ich ihr die Rolle vollkommen abgekauft und konnte gar nicht genug davon kriegen. Ich meine, dass sie gut ist, hatte ich ja (natürlich) erwartet, aber dass sie das Ding so rockt; wow! Hoffentlich sehe ich sie bei meinem nächsten Besuch im holländischen Oz auch, denn auch wenn Willemijn ohne Frage genial in dieser Rolle ist, gefällt mir Renée wohl doch besser, gerade weil sie nicht völlig makellos ist.
Jim Bakkum als Fiyero ist… okay, aber mehr irgendwie auch nicht. Abgesehen davon, dass mich noch kein Darsteller in dieser Rolle wirklich vom Hocker gerissen hat, geht er zwischen den beiden Damen richtig unter und wirkt ziemlich blass, sowohl stimmlich, als auch darstellerisch, obwohl er optisch schon in die Rolle passt.
Vollends überzeugt hat mich hingegen John ter Riet als Zauberer. Zwar ist er nicht Erstbesetzung, sollte es meiner Meinung nach aber auf jeden Fall sein, denn er hat mir die Rolle, die mir im Stück normalerweise am wenigsten gefällt, so schmackhaft gemacht, dass ich mich immer wieder darauf gefreut habe, wenn er auf die Bühne kam. Nicht nur seine Stimme hat mir echt gefallen, sogar die Tanzeinlage bei „Wundervoll“ wirkten bei ihm in keinster Weise aufgesetzt, sondern total natürlich und zum ersten Mal habe ich mich bei dem Song nicht zu Tode gelangweilt.
Als seine miese Handlangerin stand mit Penny Vos ebenfalls ein Cover auf der Bühne. Alles in allem hat sie mir ganz gut gefallen und die Rolle zufriedenstellend abgedeckt.
Viel zu kurz kam mir im Stück definitiv Christanne de Bruijn (Nessarose). Schon allein äußerlich ist sie ideal, denn sie ist wirklich eine ‚klassische Schönheit‘, ihre Stimme ist glasklar und auch schauspielerisch schöpft sie die Rolle voll aus. Ich finde bei ihr vorallem die ‚Böse Hexe des Ostens‘-Szene toll, denn bei ihr erscheint es wirklich so, als würde sie nach Elphabas Zauber das erste Mal überhaupt laufen und auch danach schwankt sie immer noch ein wenig, das hat mich zum Beispiel bei den (meisten) deutschen Nessas gestört, die sind dann nämlich sofort ‚normal‘ gelaufen. Eindrucksvoll auch wie sie richtig aus der Haut fährt, nachdem Moq ihr gesteht, dass er zu Glinda will.
Eben erwähnter wurde von Niels Jacobs gespielt und der hat mir echt richtig richtig richtig gut gefallen. Er stellt wunderbar die Verliebtheit dar, die er für Glinda empfindet, die Tatsache, dass er alles für sie tun würde. In ihrer Nähe ist er unbeholfen und stellenweise peinlich, später resigniert; diesen Wandel zeigt er wunderbar.
Die Riege der Hauptdarsteller wird von Jochem Feste Roozemond als Dr. Dillamond komplettiert, der seine Rolle gut zu füllen weiß.

Credit: Roy Beusker

Insgesamt ist das gesamte Ensemble durchweg hochwertig besetzt, die Orchestrierung hat sich im Vergleich zu Oberhausen stellenweise zum Positiven (zurück-)verändert – so zum Beispiel bei „Gutes tun“ – und auch die Übersetzung ist durchaus gelungen. Ich kann nur jedem wärmstens empfehlen, sich die Show in Scheveningen anzusehen, denn im Vergleich zu Oberhausen hat sie wirklich wieder extrem gewonnen und schließlich ist Wicked schlicht und einfach ein unfassbar schönes Musical.

Montag, 19. März 2012

Best of Musical Gala 2012, Köln, 18. März 2012


Credit: Stage Entertainment
Was ist der Unterschied zwischen Stage Entertainment und der Mafia? Die Mafia hat Stil. Und dementsprechend verhält es sich auch mit Best of Musical 2012. So was lieblos dahin geklatschtes, überteuertes und gleichzeitig extrem billiges hab ich wirklich noch nie gesehen – nicht falsch verstehen, das Ensemble war wirklich gut und hat das Beste aus der Show gemacht, aber die Veranstaltung an sich stimmte einfach hinten und vorne nicht. In der riesigen Halle kam überhaupt keine Theaterstimmung auf, was dem Genre Musical nicht unbedingt zu Gute kommt, abgesehen davon, dass man oftmals den Text gar nicht oder nur unzulänglich verstanden hat. Außerdem war sogar die erste Reihe noch gut 7 Meter von der Bühne entfernt, wieso auch immer…
Angefangen hat die ganze Show mit einem extrem peinlichen Video, das die einzelnen DarstellerInnen sozusagen kurz einführt. Da ist wirklich einfach nur Fremdschämen angesagt, sowas Lächerliches habe ich echt selten gesehen! Ein anderes Video mit Probenausschnitten und Backstageeindrücken hingegen, das mir echt gefallen hat, ging wirklich unter, da es gut 30 Minuten vor Showbeginn gezeigt wurde und sich keiner richtig dafür interessiert hat – Schade! Im Weiteren werde ich jetzt nicht alle gezeigten Stücke kommentieren, sondern mich nur auf die Besonderheiten konzentrieren, generell bleibt aber zu sagen, dass die Übergänge zwischen den Songs in den einzelnen Musicalblöcken teilweise mehr als ruppig waren und die Stückauswahl generell ein wenig fragwürdig. Es gibt so viele wunderbare Sachen, die in das suuuuuuuupergeniale Motto „Musical meets Movies“ reingepasst hätten – als Beispiele hier nur: Mary Poppins, Chicago, Ghost, Shrek, Legally Blonde, The Addams Family, Spiderman, Titanic, The Wizard of Oz, Das Phantom der Oper; (fast) alles Musicals, von denen Stage die Rechte besitzt – aber natürlich kamen in erster Linie die aktuellen Produktionen (klar, ist ja immerhin hauptsächlich Werbung in eigener Sache) und Zeug, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hat, weil es nicht unbedingt das ist, an das man beim Begriff Musical als erstes denkt (und doch sind gerade diese Lieder noch das Beste an der Show!).
Credit: Stage Entertainment
Dreamgirls, Mamma Mia und Rapunzel waren für mich definitiv die ultimativen Highlights und schon am Anfang eröffnete sich mir auch die personelle Überraschung des Abends: Patricia Meeden! Eine starke Stimme und eine wunderhübsche Frau noch dazu. Das Tüpfelchen auf dem i war dann der Rap-Part bei Moulin Rouge, das kam richtig genial rüber. Auch bei König der Löwen war sie toll, obwohl da ein wenig viel getanzt wurde – diesmal haben sie nämlich das Gras mitgebracht, das dann erst mal gefühlte 3 Stunden über die Bühne ‚tanzt‘. 
Pia Douwes, mal wieder als die Diva schlechthin hingestellt, zeigt in Mamma Mia und Rapunzel, was sie mimisch beziehungsweise komödiantisch alles draufhat, im Gegensatz dazu gibt sie dann Rebecca zum Besten, nur um dann leichtbekleidet über die Bühne zu stolzieren – eine Leistung, die man wirklich anerkennen muss. Apropos Rebecca: Dank Maxims „Kein Lächeln war je so kalt“ wird schon einiges an Story verraten und Yngve Gasoy-Romdal in entsprechender Rolle brauche ich jetzt auch nicht unbedingt in Stuttgart. Auch als Graf von Krolock fand ich ihn nicht überragend, aber da fand ich den gesamten Tanz der Vampire Part nicht unbedingt so toll, obwohl er mir schon ein wenig Lust gemacht hat, die Show mal wieder zu sehen. Auch hier wurde das Ende gespoilert, hätten sie sich wirklich sparen können, vor allem die komischen Zuckungen von Elisabeth Hübert. Klar, Sarah verwandelt sich zum Vampir und das ist sicher nicht gerade angenehm, aber man kann es auch wirklich ein bisschen übertreiben. Das Disneymedley, das sich ja anscheinend auch um Elisabeth gedreht hat und irgendeine Geschichte erzählen sollte, war eher verwirrend und erschien unorganisiert, irgendwann wusste man nämlich nicht mehr, wo der letzte Song aufhört und der neue anfängt (was ich jedoch definitiv erkannt habe ist „Farbenspiel des Winds“, wunderschön interpretiert von Patricia).

Credit: Stage Entertainment
Dass sie bei Tarzan „Dir Gehört mein Herz“ als Liebesduett ‚missbraucht‘ haben, hat mir ebenso wenig gefallen, wie der doch extrem störende Akzent von Mathieu Boldron, der jedoch sonst eine angenehme Stimme hat. In dem Teil ist mir auch das erste Mal Alexander Klaws positiv aufgefallen, er hat sich echt gemacht seit DSDS und dem ganzen Superstar-Hype. DMJ sieht man an, dass er Spaß an dem hat, was er macht, auch wenn er für mich in diese Show nicht unbedingt reinpasst und er mir diesmal auch stimmlich nicht so unbedingt richtig gefallen hat. Dagegen steht Sabrina Weckerlin, die mal wieder eindrucksvoll gezeigt hat, was stimmlich so alles in ihr steckt – sei es Burlesque, Rebecca oder Rapunzel.
Insgesamt war die Show … ok, aber mehr auch nicht. 88€, die man für Parkett 1 hätte hinlegen müssen, hätte ich dafür niemals ausgegeben, bei aller Liebe. Zwar war im Laufe des Nachmittags eine Steigerung zu erkennen, im Vergleich zur Gala 2010 aber immer noch schwach. Abgesehen davon war die Show mit nur gut zweieinhalb Stunden bei 30 Minuten Pause doch recht kurz, da hätte man wirklich noch das ein oder andere zeigen können – vor allem bei dem Preis.

Samstag, 7. Januar 2012

Next to Normal, Ijmuiden, 6. Januar 2012

Next to Normal is something much more than a feel good musical. It is a feel everything musical.

So wird das Musical auf dem Flyer beworben und eines kann ich bereits vorwegnehmen: Das nicht umsonst! Schon allein die Besetzung dieser Tourproduktion verspricht einiges; Simone Kleinsma, Freek Bartels und René van Kooten sind da nur die bekanntesten Namen einer grandiosen Riege an Darstellern. Zugegeben, das Stück mag nicht für jeden etwas sein und ein paar vor und neben mir sind sogar in der Pause gegangen, doch das ändert nichts daran, dass ich dieses Stück trotzdem immer noch für eine wahre Perle der Musicalwelt halte.
Das Bühnenbild ist sparsam gehalten; das Gerüst eines windschiefen Hauses, zwei Treppen – an jeder Seite eine, vier Stühle, ein Tisch, die Band – bestehend aus vier Leuten – auf der rechten Bühnenseite. Doch mehr braucht es auch überhaupt nicht, weshalb mir auch manchmal die Choreos schon fast ein wenig zu viel waren. Anfangs hatte ich so meine Problemchen, mich mit dem Niederländischen zu arrangieren, das hat sich im Verlauf des Abends jedoch gegeben, zumal die Übersetzung wirklich in Ordnung war. Ein paar neue Melodien beziehungsweise Übergänge gab es auch, zumindest im Vergleich zur amerikanischen Castaufnahme, die ich kenne.
In so einer kleinen Cast, wie man sie bei diesem Stück nunmal hat, kann sich natürlich keiner der sechs Darsteller verstecken und das muss bei dieser Besetzung weiß Gott auch wirkliche niemand!
Credit: Stage Entertainment

Michele van de Ven als hochbegabte, vernachlässigte Tochter der Familie hat ihre Sache mehr als nur gut gemacht, doch mit bereits einem Musicalaward in der Tasche und das kein Jahr nach Ausbildungsabschluss, hatte ich auch nichts anderes erwartet (plus sie hatte Unterricht bei Annemieke (hat die zumindest erzählt), also bitte!). Sie passt in allen Punkten perfekt in die Rolle, hat mit Inbrunst gespielt, gesungen und geflucht, die Verletztheit klar herausgestellt und außerdem liebe ich ihre Haare total!
Das Zusammenspiel mit ihrem Verehrer Henry, aka Jonathan Demoor, war genau so, wie es sein sollte. Auch er hat seine Sache gut gemacht; dass er Natalie nicht aufgibt und ihr zur Seite stehen will hab ich ihm bis ins Letzte abgekauft.
Die Doktordoppelrolle Dr. Fine/Dr. Madden wurde von René van Kooten gespielt. Gott, hat dieser Mann eine wunderschöne Stimme! Ich hab mir die ganze Zeit gewünscht, er würde einfach weitersingen; Les Misérables, Aida, Die Schöne und das Biest, mir egal, Hauptsache er singt!
Wim van den Driessche (Dan) war schauspielerisch wirklich stark, seine Stimme hat mir aber nicht ganz so gut gefallen. Heißt nicht, dass es unbedingt groß schief gesungen hätte, mir hat nur seine Stimmfarbe nicht so ganz gefallen, ich weiß auch nicht.
Freek Bartels als untoter toter Sohn Gabriel (von dem Annemieke im Vorfeld auch total geschwärmt hat) war toll, auch wenn er rein optisch mal sowas von gar nicht in diese Familie passt. Er hat eine wirklich schöne Stimme und die Rolle passt gut zu ihm, auch, wenn ich im Vorfeld so meine Zweifel hatte, ob er nicht ein bisschen alt ist, aber dem war überhaupt nicht so.
Als ein wenig zu alt habe ich hingegen Simone Kleinsma (Diana) empfunden, doch sie war so in der Rolle drin, dass mir das schon kurz nachdem ich diesen Gedanken hatte komplett scheißegal war. Diese Rolle ist wirklich ihr Meisterwerk, wobei das auch zu einem Großteil an der Rolle selbst liegt.
Am Ende bleibt mir zu sagen, dass dieses Stück sowas von definitiv zu empfehlen ist. Ich hab natürlich wieder heulen müssen. Aber ich hab auch gelacht. Und es hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Das Stück behandelt so ein ernstes Thema, aber auf eine Art und Weise, die es unfassbar toll macht. Also schwingt alle eure Ärsche nach Holland und sei es nur, um der Stage zu signalisieren, dass sie sich ruhig weiter an solch unkonventionelle Stücke wagen sollen!

Sonntag, 1. Januar 2012

Cats, Oberhausen, 27. Dezember 2011

Credit: cats.de
Ich geb von vorneherein zu, dass ich Cats nie sonderlich positiv zugetan war; aber einfach, weil es so ein ‚Klassiker‘ ist, wollte ich es zumindest mal live gesehen haben. Und es hat nur 20€ gekostet – so whatever!
Die Idee vom Theaterzelt an sich ist ja eigentlich gar nicht mal so schlecht, obwohl bei mir nicht wirklich Theaterstimmung aufkommen wollte. Außerdem habe ich recht schnell Kopfschmerzen bekommen, da es im Saal einfach nur ultrawarm und stickig war – wie die Darsteller da gescheit singen konnten, ist mir ein Rätsel!
Wie ich es vorher schon geahnt hatte, war das Stück nicht wirklich mein Geschmack. Erstens Mal braucht ein Musical nämlich meiner Meinung nach einen (gescheiten) Plot und der ist bei Cats eben leider nicht (wirklich) vorhanden. Auch die Musik hat mich nicht sonderlich angesprochen, zumal man auch (vor allem bei den Ensemblesongs) recht wenig vom Text verstanden hat, da das Orchester doch recht laut war. Es mag ja nett sein, sich die – zugegeben guten – Tanzszenen anzuschauen, aber da kann ich auch gleich ins Ballett gehen, denn da reißen selbst die nicht unbedingt außerordentlich außergewöhnlichen Kostüme nicht mehr viel raus.
Während der Show haben sich die Menschen um mich herum größtenteils unterhalten und die Reaktionen in der Pause waren meist auch nicht unbedingt positiv (von ‚Langweilig!‘ bis ‚Wenn es nicht so laut wär, könnte ich gut schlafen.‘).
Zwar kann ich die Inszenierung mit keiner anderen vergleichen, da es das erste Mal war, dass ich überhaupt irgendwas von Cats richtig gesehen habe, aber ich habe doch ein paar Sachen als komisch empfunden; so zum Beispiel den Schuh, der am Anfang von der Decke kommt (wenn es da irgendeinen Zusammenhang gab, dann habe ich den leider nicht mitbekommen), die Knalle (ist das der Plural von ‚Knall‘?!), jedes Mal, wenn wieder von Macavity die Rede ist (natürlich, er verbreitet Chaos, aber ging das nicht ... leiser?!) - Gott, habe ich mich jedes Mal erschrocken! - oder auch Grizabellas Abgang am Ende der Show.
Zu den einzelnen Darstellern gebe ich in diesem Fall keinen weiteren Kommentar ab, da ich das Stück, beziehungsweise die Rollen, dafür zu wenig kenne. Sowohl stimmlich, als auch tänzerisch fand ich jedoch alle durchweg ordentlich (vor allem Emma Hunter als Demeter hat mich positiv überrascht).
Insgesamt gehört das Musical für mich persönlich wohl in die Kategorie ‚Einmal und nie wieder‘, aber jedem sein Musical.