Sonntag, 6. Mai 2012

Kurzbewertung: Hair, Hamm, 4. Mai 2012


Da ich es bei den ganzen Shows, die ich mir anschaue, nicht immer schaffe, einen ausführlichen Bericht zu schreiben, gibt es jetzt einen neuen Bereich: Kurzbewertungen.
4 Kategorien - Stück, Darsteller, Musik, Ausstattung - bewertet mit bis zu je 5 Sternen, die daraus resultierende Gesamtwertung und gegebenenfalls noch eine Bemerkung, um einen kurzen Überblick über die gesehene Show zu geben.

Hair, Hamm, 4. Mai 2012

Stück
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Darsteller
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Musik
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Ausstattung
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Gesamt
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  Bemerkung: Bei der Aufführung handelte es sich um eine Gastaufführung des Landestheaters Detmold, ich kannte das Stück vorher überhaupt nicht, aber da es gerade in meiner Nähe war, dachte ich, ich gehe mal hin. Das Stück ist nicht wirklich was für mich, ich hatte aber einen schönen Abend, auch, wenn es an manchen Stellen übersteuert war und man den Gesangstext nicht verstanden hat (interessant auch die Mischung aus deutschem und englischem Text). Das Bühnenbild war für ein Stadttheater-Gastspiel ordentlich, wenn auch nicht atemberaubend.

Kommentar: 'War Horse' 2013 in Berlin

Jedes Kind weiß, dass Vampire unsterblich sind. Doch nun schafft es ausgerechnet ein Pferd, sie aus dem Theater des Westens zu vertreiben. 

Das ziemlich unbekannte und zugegeben recht ‚schwere‘ Stück War Horse wird 2013 Tanz der Vampire in Berlin ablösen und die Empörung ist riesig. Wie kann Stage Entertainment es bloß wagen, etwas auf die Bühne zu bringen, was niemand kennt? Etwas, das eher auf die Bezeichnung ‚Sprechtheater‘ passt?! Wo es sonst heißt „Wir wollen etwas Neues!“, heißt es nun plötzlich „Wir wollen diese und jene Show zurück!“. Irgendwer hat also immer was zu meckern. Dabei weiß kaum jemand, was für ein phänomenaler Erfolg dieses Stück in London und am Broadway ist. 

Natürlich, nach einem Musical, das gute 12 Jahre in Deutschland unterwegs war und eine (schon fast zu) treue Fanbase hat, ist der Bruch groß, aber ohne je was von War Horse gehört oder gesehen zu haben pauschal zu sagen, dass es schlecht sei, kein Musical und die deutsche Musicallandschaft in den Ruin reißen werde, geht definitiv zu weit. Natürlich, Stage Entertainment geht ein großes Risiko ein, denn gerade von ihnen ist man sonst eher aufgewärmte Suppe gewöhnt, und es bleibt zu hoffen, dass sich das auszahlt und sie in Zukunft mutiger werden, was das angeht. Next to Normal, Shrek, Matilda – Stücke, die neu sind, anders, kurz: die Zukunft, die dieses Genre hat. In Holland wird dieser Schritt schon eher gemacht. Sieht man sich den aktuellen und den Spielplan des nächstes Jahres an – Ghost, Shrek, Next to Normal – geht (zumindest mir) das Herz auf. Doch was die öffentlich kundgetane, ja schon fast rausgeschriene, Meinungen einiger Fans angeht, da kommt mir ein wunderbarer Spruch in den Sinn:

Wenn man keine Ahnung hat einfach mal die Fresse halten! 

Ich persönlich hätte mir ein anderes Stück gewünscht, das gebe ich ganz offen zu (zumal ich hiermit überhaupt nicht gerechnet habe, da ich es bis dato überhaupt nicht kannte), finde ich die Geste an sich gut. Es geht aufwärts, obwohl es ja noch nicht mal unbedingt immer ein ganz neues Stück in den großen Theatern sein muss, sondern einfach mal etwas anderes. Es gibt genügend ältere Stücke, die (in Deutschland) lange nicht mehr oder überhaupt noch nicht von der Stage aufgeführt wurden: Sunset Boulevard, Miss Saigon, Chicago. Der Mut, War Horse auf die Bühne zu bringen, und dann auch noch auf einem so schwierigen Pflaster wie Berlin, ist bewundernswert und hoffentlich ein Blick in die zukünftige Stückepolitik von Stage Entertainment.