Samstag, 7. Januar 2012

Next to Normal, Ijmuiden, 6. Januar 2012

Next to Normal is something much more than a feel good musical. It is a feel everything musical.

So wird das Musical auf dem Flyer beworben und eines kann ich bereits vorwegnehmen: Das nicht umsonst! Schon allein die Besetzung dieser Tourproduktion verspricht einiges; Simone Kleinsma, Freek Bartels und René van Kooten sind da nur die bekanntesten Namen einer grandiosen Riege an Darstellern. Zugegeben, das Stück mag nicht für jeden etwas sein und ein paar vor und neben mir sind sogar in der Pause gegangen, doch das ändert nichts daran, dass ich dieses Stück trotzdem immer noch für eine wahre Perle der Musicalwelt halte.
Das Bühnenbild ist sparsam gehalten; das Gerüst eines windschiefen Hauses, zwei Treppen – an jeder Seite eine, vier Stühle, ein Tisch, die Band – bestehend aus vier Leuten – auf der rechten Bühnenseite. Doch mehr braucht es auch überhaupt nicht, weshalb mir auch manchmal die Choreos schon fast ein wenig zu viel waren. Anfangs hatte ich so meine Problemchen, mich mit dem Niederländischen zu arrangieren, das hat sich im Verlauf des Abends jedoch gegeben, zumal die Übersetzung wirklich in Ordnung war. Ein paar neue Melodien beziehungsweise Übergänge gab es auch, zumindest im Vergleich zur amerikanischen Castaufnahme, die ich kenne.
In so einer kleinen Cast, wie man sie bei diesem Stück nunmal hat, kann sich natürlich keiner der sechs Darsteller verstecken und das muss bei dieser Besetzung weiß Gott auch wirkliche niemand!
Credit: Stage Entertainment

Michele van de Ven als hochbegabte, vernachlässigte Tochter der Familie hat ihre Sache mehr als nur gut gemacht, doch mit bereits einem Musicalaward in der Tasche und das kein Jahr nach Ausbildungsabschluss, hatte ich auch nichts anderes erwartet (plus sie hatte Unterricht bei Annemieke (hat die zumindest erzählt), also bitte!). Sie passt in allen Punkten perfekt in die Rolle, hat mit Inbrunst gespielt, gesungen und geflucht, die Verletztheit klar herausgestellt und außerdem liebe ich ihre Haare total!
Das Zusammenspiel mit ihrem Verehrer Henry, aka Jonathan Demoor, war genau so, wie es sein sollte. Auch er hat seine Sache gut gemacht; dass er Natalie nicht aufgibt und ihr zur Seite stehen will hab ich ihm bis ins Letzte abgekauft.
Die Doktordoppelrolle Dr. Fine/Dr. Madden wurde von René van Kooten gespielt. Gott, hat dieser Mann eine wunderschöne Stimme! Ich hab mir die ganze Zeit gewünscht, er würde einfach weitersingen; Les Misérables, Aida, Die Schöne und das Biest, mir egal, Hauptsache er singt!
Wim van den Driessche (Dan) war schauspielerisch wirklich stark, seine Stimme hat mir aber nicht ganz so gut gefallen. Heißt nicht, dass es unbedingt groß schief gesungen hätte, mir hat nur seine Stimmfarbe nicht so ganz gefallen, ich weiß auch nicht.
Freek Bartels als untoter toter Sohn Gabriel (von dem Annemieke im Vorfeld auch total geschwärmt hat) war toll, auch wenn er rein optisch mal sowas von gar nicht in diese Familie passt. Er hat eine wirklich schöne Stimme und die Rolle passt gut zu ihm, auch, wenn ich im Vorfeld so meine Zweifel hatte, ob er nicht ein bisschen alt ist, aber dem war überhaupt nicht so.
Als ein wenig zu alt habe ich hingegen Simone Kleinsma (Diana) empfunden, doch sie war so in der Rolle drin, dass mir das schon kurz nachdem ich diesen Gedanken hatte komplett scheißegal war. Diese Rolle ist wirklich ihr Meisterwerk, wobei das auch zu einem Großteil an der Rolle selbst liegt.
Am Ende bleibt mir zu sagen, dass dieses Stück sowas von definitiv zu empfehlen ist. Ich hab natürlich wieder heulen müssen. Aber ich hab auch gelacht. Und es hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Das Stück behandelt so ein ernstes Thema, aber auf eine Art und Weise, die es unfassbar toll macht. Also schwingt alle eure Ärsche nach Holland und sei es nur, um der Stage zu signalisieren, dass sie sich ruhig weiter an solch unkonventionelle Stücke wagen sollen!

Sonntag, 1. Januar 2012

Cats, Oberhausen, 27. Dezember 2011

Credit: cats.de
Ich geb von vorneherein zu, dass ich Cats nie sonderlich positiv zugetan war; aber einfach, weil es so ein ‚Klassiker‘ ist, wollte ich es zumindest mal live gesehen haben. Und es hat nur 20€ gekostet – so whatever!
Die Idee vom Theaterzelt an sich ist ja eigentlich gar nicht mal so schlecht, obwohl bei mir nicht wirklich Theaterstimmung aufkommen wollte. Außerdem habe ich recht schnell Kopfschmerzen bekommen, da es im Saal einfach nur ultrawarm und stickig war – wie die Darsteller da gescheit singen konnten, ist mir ein Rätsel!
Wie ich es vorher schon geahnt hatte, war das Stück nicht wirklich mein Geschmack. Erstens Mal braucht ein Musical nämlich meiner Meinung nach einen (gescheiten) Plot und der ist bei Cats eben leider nicht (wirklich) vorhanden. Auch die Musik hat mich nicht sonderlich angesprochen, zumal man auch (vor allem bei den Ensemblesongs) recht wenig vom Text verstanden hat, da das Orchester doch recht laut war. Es mag ja nett sein, sich die – zugegeben guten – Tanzszenen anzuschauen, aber da kann ich auch gleich ins Ballett gehen, denn da reißen selbst die nicht unbedingt außerordentlich außergewöhnlichen Kostüme nicht mehr viel raus.
Während der Show haben sich die Menschen um mich herum größtenteils unterhalten und die Reaktionen in der Pause waren meist auch nicht unbedingt positiv (von ‚Langweilig!‘ bis ‚Wenn es nicht so laut wär, könnte ich gut schlafen.‘).
Zwar kann ich die Inszenierung mit keiner anderen vergleichen, da es das erste Mal war, dass ich überhaupt irgendwas von Cats richtig gesehen habe, aber ich habe doch ein paar Sachen als komisch empfunden; so zum Beispiel den Schuh, der am Anfang von der Decke kommt (wenn es da irgendeinen Zusammenhang gab, dann habe ich den leider nicht mitbekommen), die Knalle (ist das der Plural von ‚Knall‘?!), jedes Mal, wenn wieder von Macavity die Rede ist (natürlich, er verbreitet Chaos, aber ging das nicht ... leiser?!) - Gott, habe ich mich jedes Mal erschrocken! - oder auch Grizabellas Abgang am Ende der Show.
Zu den einzelnen Darstellern gebe ich in diesem Fall keinen weiteren Kommentar ab, da ich das Stück, beziehungsweise die Rollen, dafür zu wenig kenne. Sowohl stimmlich, als auch tänzerisch fand ich jedoch alle durchweg ordentlich (vor allem Emma Hunter als Demeter hat mich positiv überrascht).
Insgesamt gehört das Musical für mich persönlich wohl in die Kategorie ‚Einmal und nie wieder‘, aber jedem sein Musical.