Montag, 19. März 2012

Best of Musical Gala 2012, Köln, 18. März 2012


Credit: Stage Entertainment
Was ist der Unterschied zwischen Stage Entertainment und der Mafia? Die Mafia hat Stil. Und dementsprechend verhält es sich auch mit Best of Musical 2012. So was lieblos dahin geklatschtes, überteuertes und gleichzeitig extrem billiges hab ich wirklich noch nie gesehen – nicht falsch verstehen, das Ensemble war wirklich gut und hat das Beste aus der Show gemacht, aber die Veranstaltung an sich stimmte einfach hinten und vorne nicht. In der riesigen Halle kam überhaupt keine Theaterstimmung auf, was dem Genre Musical nicht unbedingt zu Gute kommt, abgesehen davon, dass man oftmals den Text gar nicht oder nur unzulänglich verstanden hat. Außerdem war sogar die erste Reihe noch gut 7 Meter von der Bühne entfernt, wieso auch immer…
Angefangen hat die ganze Show mit einem extrem peinlichen Video, das die einzelnen DarstellerInnen sozusagen kurz einführt. Da ist wirklich einfach nur Fremdschämen angesagt, sowas Lächerliches habe ich echt selten gesehen! Ein anderes Video mit Probenausschnitten und Backstageeindrücken hingegen, das mir echt gefallen hat, ging wirklich unter, da es gut 30 Minuten vor Showbeginn gezeigt wurde und sich keiner richtig dafür interessiert hat – Schade! Im Weiteren werde ich jetzt nicht alle gezeigten Stücke kommentieren, sondern mich nur auf die Besonderheiten konzentrieren, generell bleibt aber zu sagen, dass die Übergänge zwischen den Songs in den einzelnen Musicalblöcken teilweise mehr als ruppig waren und die Stückauswahl generell ein wenig fragwürdig. Es gibt so viele wunderbare Sachen, die in das suuuuuuuupergeniale Motto „Musical meets Movies“ reingepasst hätten – als Beispiele hier nur: Mary Poppins, Chicago, Ghost, Shrek, Legally Blonde, The Addams Family, Spiderman, Titanic, The Wizard of Oz, Das Phantom der Oper; (fast) alles Musicals, von denen Stage die Rechte besitzt – aber natürlich kamen in erster Linie die aktuellen Produktionen (klar, ist ja immerhin hauptsächlich Werbung in eigener Sache) und Zeug, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hat, weil es nicht unbedingt das ist, an das man beim Begriff Musical als erstes denkt (und doch sind gerade diese Lieder noch das Beste an der Show!).
Credit: Stage Entertainment
Dreamgirls, Mamma Mia und Rapunzel waren für mich definitiv die ultimativen Highlights und schon am Anfang eröffnete sich mir auch die personelle Überraschung des Abends: Patricia Meeden! Eine starke Stimme und eine wunderhübsche Frau noch dazu. Das Tüpfelchen auf dem i war dann der Rap-Part bei Moulin Rouge, das kam richtig genial rüber. Auch bei König der Löwen war sie toll, obwohl da ein wenig viel getanzt wurde – diesmal haben sie nämlich das Gras mitgebracht, das dann erst mal gefühlte 3 Stunden über die Bühne ‚tanzt‘. 
Pia Douwes, mal wieder als die Diva schlechthin hingestellt, zeigt in Mamma Mia und Rapunzel, was sie mimisch beziehungsweise komödiantisch alles draufhat, im Gegensatz dazu gibt sie dann Rebecca zum Besten, nur um dann leichtbekleidet über die Bühne zu stolzieren – eine Leistung, die man wirklich anerkennen muss. Apropos Rebecca: Dank Maxims „Kein Lächeln war je so kalt“ wird schon einiges an Story verraten und Yngve Gasoy-Romdal in entsprechender Rolle brauche ich jetzt auch nicht unbedingt in Stuttgart. Auch als Graf von Krolock fand ich ihn nicht überragend, aber da fand ich den gesamten Tanz der Vampire Part nicht unbedingt so toll, obwohl er mir schon ein wenig Lust gemacht hat, die Show mal wieder zu sehen. Auch hier wurde das Ende gespoilert, hätten sie sich wirklich sparen können, vor allem die komischen Zuckungen von Elisabeth Hübert. Klar, Sarah verwandelt sich zum Vampir und das ist sicher nicht gerade angenehm, aber man kann es auch wirklich ein bisschen übertreiben. Das Disneymedley, das sich ja anscheinend auch um Elisabeth gedreht hat und irgendeine Geschichte erzählen sollte, war eher verwirrend und erschien unorganisiert, irgendwann wusste man nämlich nicht mehr, wo der letzte Song aufhört und der neue anfängt (was ich jedoch definitiv erkannt habe ist „Farbenspiel des Winds“, wunderschön interpretiert von Patricia).

Credit: Stage Entertainment
Dass sie bei Tarzan „Dir Gehört mein Herz“ als Liebesduett ‚missbraucht‘ haben, hat mir ebenso wenig gefallen, wie der doch extrem störende Akzent von Mathieu Boldron, der jedoch sonst eine angenehme Stimme hat. In dem Teil ist mir auch das erste Mal Alexander Klaws positiv aufgefallen, er hat sich echt gemacht seit DSDS und dem ganzen Superstar-Hype. DMJ sieht man an, dass er Spaß an dem hat, was er macht, auch wenn er für mich in diese Show nicht unbedingt reinpasst und er mir diesmal auch stimmlich nicht so unbedingt richtig gefallen hat. Dagegen steht Sabrina Weckerlin, die mal wieder eindrucksvoll gezeigt hat, was stimmlich so alles in ihr steckt – sei es Burlesque, Rebecca oder Rapunzel.
Insgesamt war die Show … ok, aber mehr auch nicht. 88€, die man für Parkett 1 hätte hinlegen müssen, hätte ich dafür niemals ausgegeben, bei aller Liebe. Zwar war im Laufe des Nachmittags eine Steigerung zu erkennen, im Vergleich zur Gala 2010 aber immer noch schwach. Abgesehen davon war die Show mit nur gut zweieinhalb Stunden bei 30 Minuten Pause doch recht kurz, da hätte man wirklich noch das ein oder andere zeigen können – vor allem bei dem Preis.