Alle, die jetzt glauben, ich hätte tatsächlich Geld für diesen Schund ausgegeben, kann ich beruhigen: Mir flatterte zwecks „Qualitätssicherung“ (wobei ich mir denke, was man nicht hat, kann man nicht sichern) eines schönen Tages eine Freikarte ins Haus, was ich dann – obwohl ich so meinen, im Nachhinein leicht ironisch anmutenden, Vorsatz, mir die Show noch nicht mal gratis anzutun, über Bord werfen musste – doch nutzen wollte; wenn ich der Stage schon sonst immer mein Geld in den Rachen schmeiße…
Credit: Stage Entertainment |
Da ich de „Kultfilm“ nie gesehen habe, kann ich nicht genau sagen, was von der Handlung zum Original gehört und was für die Bühnenversion dazugeschrieben wurde, insgesamt ist die Story aber recht anspruchslos und ziemlich vorhersehbar, wenn auch für mich persönlich die Liebesgeschichte keinen rechten Sinn ergeben hat. Es herrschte keinerlei Chemie zwischen Baby und Johnny; er war weder sexy, noch ein Typ, in den man sich auch nur auf irgendeine Weise verlieben würde. So wirkte das erste Mal der beiden zusammenhanglos und maßlos ‚over the top‘. Der zwanghafte Versuch, alles aus dem Film mit auf die Bühne zu bringen (dass viele Sachen (natürlich) aus dem Original kamen, konnte ich aus den Reaktionen des Publikums erahnen) ist definitv gescheitert, denn das stört den Fluss der Handlung wirklich enorm. Die schnellen, vielen Szenenwechsel machen es schwer, sich in das Stück einzufinden, was durch die Musik noch verschlimmert wird, denn eben diese bringt die Handlung nicht vorwärts, sondern unterbricht sie immer wieder. Außerdem gibt es einfach zu viele relativ unwichtige Handlungsstränge und Charaktere, die Verwirrung stiften und nicht unbedingt zusammenpassen. Es scheint, als seien die Fäden von der Regie nicht ausreichend verknüpft worden, vieles bleibt nur angestoßen und nicht bis zu Ende durchdacht. Auch die Darsteller wirken streckenweise schlicht alleingelassen und wissen entweder nicht, was sie tun sollen, oder wieso sie das tun, was sie tun, weshalb sich die schauspielerische Leistung zum Teil erschreckenderweise beinahe auf ‚Mitten im Leben‘-Niveau bewegte.
Zwar sah die Show vom Bühnenbild und den Tanzeinlagen her nicht unbedingt billig aus, aber die ansehnliche Ausstattung kann das lack der platten Storyline auf keinen Fall ausgleichen. Dazu waren auch die Animationen auf der LED-Wand größtenteils schlecht, so zum Beispiel bei der ersten Liebesnacht der Hauptcharaktere. Den Versuch, mit dem Kampf für die Rechte der Schwarzen, ein bisschen Tiefgründigkeit ins Stück zu bringen, erachte ich ebenfalls als gescheitert. Die Qualität der Gesangseinlagen war überraschend gut. Zwar war der Text selten verständlich, da die Musik die Sänger um Längen übertönt hat und der Akzent teilweise extrem war (so war ich mir zum Beispiel am Anfang nicht sicher, ob es Deutsch oder Englisch war), doch insgesamt besser als erwartet.
Credit: Stage Entertainment |
Insgesamt kann ich nicht sagen, dass mich die Show enttäuscht hat, ich habe ja immerhin nichts sonderlich Positives erwartet und genau das habe ich bekommen. Sollte ich also zufrieden sein?! Zwar hat mir die flache Handlung immer noch besser gefallen, als die Nicht-vorhanden-Handlung bei Cats, aber obwohl ich normalerweise ein sehr emotionaler Mensch bin und es schaffe, bei jeder Gelegenheit zu heulen wie ein Baby, war ich hier überhaupt nicht berührt. Bleibt nur zu hoffen, dass ‚Ich war noch niemals in New York‘ als Nachfolger in Oberhausen einen besseren Eindruck hinterlässt und dem Theater nicht das gleiche Schicksal droht, wie dem Colosseum in Essen.